Turmmuseum

Die Idee, ein Turmmuseum in der im Anfang des
13. Jahrhunderts erbauten Dorfkirche einzurichten, entstand 1999.
In diesem Jahr wurde die am 22. April 1945 abgeschossene Turmspitze nach dem historischen Vorbild aus dem Jahre 1875 wieder errichtet.
Eröffnet wurde das Turmmuseum am 2. Juli 2000.
Zu besichtigen sind alte kircheneigene Objekte sowie Tafeln zur Kaulsdorfer Kirchengeschichte.

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Turrmmuseum Schild 300
 

Der barocke Umbau von 1716

Im Dreißigjährigen Krieg lag auch Kaulsdorf "etliche Jahre ganz wüst und ledig". Die verfallene Dorfkirche wurde zwischen 1685 und 1695 mit großem Aufwand instand gesetzt und neu eingerichtet. Doch schon bald reichte sie für die "durch Gottes Segen" sehr angewachsene "Gemeine" nicht mehr aus. 1716 erfolgte der barocke Umbau des mittelalterlichen Apsissaals. Das Kirchendach wurde abgetragen, der Ostgiebel mit der Apsis abgebrochen und die Kirche um etwa 7 m in der heutigen rechteckigen Form nach Osten verlängert. Die Wände des alten Kirchenschiffes wurden vermutlich um ungefähr 1 m aufgemauert. Der sich durch die unterschiedlichen Wandstärken vom mittelalterlichen Kernbau und barocker Verlängerung ergebende Versatz verlegte man in den Innenraum. Die schmalen Rundbogenfenster wurden zugemauert oder vergrößert.

Der damals errichtete Dachstuhl ist bis heute im Wesentlichen erhalten geblieben. Auch Teile des vorhandenen hölzernen Dachgesimses könnten aus dieser Zeit stammen. Die mit ihren Anbauten gänzlich überformte Kirche wurde schließlich innen und außen "ausgezwickt", geputzt und gestrichen. Den Kalk zum Weißen färbte man mit dem Pflanzenfarbstoff "lackmuß" bläulich ein. Da sich der Fachwerkturm überraschenderweise als "in- und auswendig gantz verfaulet" herausgestellt hatte, wurde an seiner Stelle ein neuer, gedrungener Giebelturm aus Fachwerk mit Schallluken und zwei "welschen Hauben" errichtet, in den man einen neuen Glockenstuhl und ein neues "Seigerhaus" für die Uhr einbaute. Im Innern der Kirche verkleidete man die Deckenbalken mit Brettern. Eine umlaufende hölzerne Volute mit Gesims vermittelte den Übergang zu den Wänden. Im Westen des Kirchenschiffes mussten offenbar auch das "Knechtechor" und die Fachwerkwand erneuert werden. Der Fußboden wurde mit "Ziegel-pflaster-steinen" befestigt.

Bereits 1794 musste der barocke Giebelturm von 1716 durch einen neuen ersetzt werden. Am 13. Juli 1834 fand der Seidenwirkerlehrling Heinrich Wohler, der damals 35 Dorfkirchen der Berliner Umgebung detailgetreu gezeichnet und aquarelliert hat, in Kaulsdorf ein reparaturbedürftiges Gotteshaus mit einem schon wieder desolaten Turm vor. Ein Jahr nach seinem Besuch erfolgte im Rahmen einer umfassenden Instandsetzung der Ausbau des Turmes.